Die «Physikalische Wasseraufbereitung» verspricht Entkalkung ohne Chemie – kann das funktionieren?
Ist das Prinzip der «Wasseraufbereitung mittels elektromagnetische Felder» Humbug oder avancierte Technik? Es ist nicht leicht, sich durch den Dschungel der Angebote zu arbeiten und das für den eigenen Haushalt nachhaltigste Konzept der Entkalkung des Brauch- und Trinkwassers zu wählen. Einfache und schonende Wasseraufbereitung versprechen Geräte, die nach dem Prinzip der «Magnetischen Wasserenthärtung» arbeiten. Doch lohnt sich die Anschaffung eines solchen Apparates, der bis zu mehreren tausend Euro kosten kann?
Wasser ist das wichtigste Lebensmittel, das wir kennen, und insbesondere wer kleine Kinder hat, möchte eine einwandfreie Qualität gesichert wissen. Auch kann durch Mineralstoffe wie z.B. Kalk das Wasser «belastet» sein und diese sich in Geräten und auf dem Wasser ausgesetzten Flächen und Materialien festsetzen. Hier bieten Wasseraufbereitungsanlagen Abhilfe.
Das Prinzip der magnetischen Wasseraufbereitung
Nun ist es nicht leicht, sich durch den Dschungel der Angebote zu arbeiten und das für den eigenen Haushalt nachhaltigste Konzept zur Wasseraufbereitung zu wählen. Eine einfache und schonende Arbeitsweise versprechen Geräte, die nach dem Prinzip der «Magnetischen Wasserenthärtung» arbeiten. Das Wasser wird in diesen Geräten an einfachen Permanentmagneten vorbeigeführt und soll dabei seine physikalischen Eigenschaften derart verändern, dass es weicher wird und sich die darin gelösten Mineralstoffe nicht an Flächen und Leitungen niederschlagen können. Wirklich einfach! Doch stellt sich dem geneigten Leser vielleicht bereits jetzt die Frage, warum ein Gerät, das nach einem so einfachen Prinzip arbeitet und praktisch nur aus einen Magneten im Wert weniger Euro, etwas Rohr und einem Gehäuse besteht, bis zu mehreren tausend Euro kosten soll?
Die Physik der magnetischen Wasserenthärtung
Doch urteilen wir nicht zu schnell und schauen uns die Physik hinter dieser Form der Wasserenthärtung an. Wasser ist aus Hydrogen (H) und Oxygen (O) gemäß der bekannten chemischen Formel H²O zusammengesetzt, besteht also zu einem Teil aus Wasserstoff und zu zwei Teilen aus Sauerstoff. Im Trinkwasser sind mehr oder weniger große Mengen mineralischer Salze gelöst, z.B. Kalziumkarbonat. Diese Salze bestehen i.d.R. aus positiven und negativen Ionen (elektrisch geladenen Teilen) und sind in trockener Form in kristallinen Strukturen geordnet. Löst man sie in Wasser, so umhüllen die Wassermoleküle die einzelnen Ionen und die kristalline Struktur weicht zu Gunsten einer amorphen, also ungeordneten, chaotischen Masse. Wir kennen das vom Kartoffelwasser: gibt man hier Salz hinein, so löst es sich schnell vollkommen im Wasser auf. .
Die magnetische Wasseraufbereitung greift nun eben hier an: die positiven und negativen Ionen (also die Salze) sollen durch den / die Permanentmagneten abgelenkt werden – klingt logisch, oder? Ganz so einfach ist es aber nicht. Ohne zu sehr ins Detail zu gehen: Die Kraft, welche durch einen (noch so starken) Permanentmagneten auf ein elektrisch geladenes Teilchen ausgeübt werden müsste, um einen messbaren Effekt zu erzielen, ist so groß, dass sich ein nach diesem Prinzip arbeitendes Gerät kaum in einem Wohnhaus unterbringen lassen würde. Das ist vor allem deswegen so, weil die elektrische Anziehung zwischen den positiven und negativen Ionen wesentlich größer ist als die elektromagnetische (Stichwort Induktion), welche in den handelsüblichen, nach dem beschriebenen physikalischem Prinzip arbeitenden Wasserenthärtungsanlagen erzeugt werden können.
Zudem würde sich nach dem Verlassen des Magnetfelds aufgrund der thermischen Bewegung und Verwirbelungen in der Wasserleitung der ursprüngliche, ungeordnete Zustand sofort wieder einstellen. Doch nehmen wir einmal an, dass es den Herstellern tatsächlich gelingen sollte, die Ionen so stark abzulenken, dass diese nicht mehr aus dem Gerät entfliehen könnten. Dann müsste sich die Apparatur doch schnell mit den mineralischen Salzen zusetzen und verstopfen? Oder man müsste sie in regelmäßigen Abständen reinigen, oder? Das ist aber nicht der Fall, die Geräte sind „absolut wartungsfrei“ – so wird es versprochen. Wie soll das gehen?
Der Praxistest
Bis hierhin haben wir uns durch die theoretischen Hintergründe gearbeitet, und dem Leser sei versprochen, dass damit jetzt Schluss ist. Schauen wir auf die Praxis: Bereits im Jahre 2000 hat das Magazin test die Wirkung von Wasserenthärtern getestet, welche zum Teil nach dem Prinzip der magnetischen und zum Teil nach dem der elektromagnetischen Wirkweise arbeiteten. Bei keinem der Geräte war eine Wirkung nach obigem Prinzip nachweisbar. Lediglich ein paar der getesteten Wasserenthärter konnten tatsächlich eine Wirkung erzielen, da sie versteckte Ionentauscher beherbergten. Diese verrichteten die Arbeit, welche die Hersteller den Permanent, respektive Elektromagneten zuschrieben. Ohne diese Chemische Umwandlung findet auch bei diesen Geräten keine Wasserenthärtung statt.
Fazit
Wasserenthärtung auf magnetischem Weg ist physikalisch nicht zu erklären und kann auch im Versuch nicht nachgewiesen werden. Es ist hierbei unerheblich auf welchem Wege die Magnetfelder erzeugt werden. Bei den angebotenen Geräten, welche nach diesem Prinzip funktionieren sollen, handelt es sich also um Täuschungsversuche seitens der Hersteller – unverblümt ausgedrückt: Abzocke.
Eine wirkungsvolle Enthärtung des Leitungswassers funktioniert nur mittels Ionenaustauschern auf chemischem Wege oder physikalisch per Umkehrosmose. Wasseraufbereitungsanlagen, die nach diesen Verfahren arbeiten, sind nicht teurer als die völlig wirkungslosen magnetisch arbeitenden Apparate.
Ionenaustauscher finden z.B. oft in handelsüblichen Geschirrspülmaschinen Anwendung. Sie erkennen das daran, dass Sie ihren Geschirrspüler in regelmäßigen Abständen mit Kochsalz regenerieren müssen (bei modernen Geräten fehlt das Salzfach oft, da die heutigen Geschirspülreiniger die benötigten Salze bereits beinhalten). Bei diesem Ionentausch werden die aus dem Wasser ausgetauschten Ionen (also z.B. Kalziumkarbonat) durch Natriumionen aus dem Kochsalz (NaCl – Natriumchlorid) ersetzt.
Sogenannte Umkehrosmoseanlagen funktionieren tatsächlich auf rein physikalische Weise. Im Grunde handelt es sich hier um sehr feine Filter, welche die unerwünschte Ionen zurückhalten. Allerdings fällt bei dieser Form der Entkalkung rel. viel Abwasser an, welches die gefilterten Salze enthält; Das ist ein wesentlicher Nachteil dieser Anlagen.
*NSB = Nepper, Schlepper, Bauernfänger